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WIENERIN-Schreibwettbewerb: Gastartikel von Carmen Blom über Trophy-Frauen am Arsch der Welt, in der WIENERIN auf typischich.at
Blom Gruppe – Carmen Blom hat mit ihrem leidenschaftlichen Artikel über die Beziehungsqualität zwischen Männern und Frauen, beim Schreibwettbewerb der WIENERIN überzeugt und ist ab sofort abrufbar unter typischich.at. Bloms Artikel kommt zu der Erkenntnis, dass die alte Schule zwar älter ist, aber nicht obsolet. Bildnachweis: (c) Glossy Lips by Seprimor unter Verwendung Lizenz Shutterstock.com
Ein Artikel über Trophy-Frauen am Arsch der Welt von Carmen Blom, erschienen im Juli 2014 auf den Online-Seiten der WIENERIN im Rahmen des WIENERIN-Schreibwettbewerbs. Bildnachweis: (c) Brunette Beauty by conrado unter Verwendung Lizenz Shutterstock.com
Meine Freundin sieht gut aus, sie ist intelligent, witzig, spontan und Unternehmerin. Nach diversen Kennenlern-Strategien von live bis virtuell, hat sie es noch einmal über eine Kontaktanzeige versucht. „Unternehmerin sucht Freizeitpartner, kein Sex!“ Gemeldet haben sich ein LKW-Fahrer ohne Hobbies und ein mittelloser Mittvierziger, der sie im Gegenzug für eine großzügige Apanage intellektuell wie im Bett bereichern will. Liebes Land, wo sind Deine Männer nur!
„Warum kein Sex?“
Das fragen sie sich bestimmt. Männer Ende 30 und aufwärts wollen plötzlich seriös werden und ein Nest bauen. Sie wollen abschließen mit dem Typ Frau, der sich bisher sofort und freiwillig vor ihnen ausgezogen hat. Damit hätten sie fertig und würde sie ab sofort nur noch langweilen. Stattdessen suchen sie nun was Ernsthaftes, eine richtige Beziehung, die darauf basiert, dass man miteinander redet. Darunter versteht Mann, dass Frau ihm sagen darf, dass sie sich an seinen Socken im Waschbecken stört. Darüber hinaus soll Frau seine Junggesellenbude in Schuß halten und nach seinem Feierabend virtuos auf seiner Blockflöte spielen.
Was soll Frau von Männern denken, die auf die Frage, wie sie ihr Wesen empfinden antworten, dass ihnen die BH-Größe bei Frauen egal sei. Was sollen gebildete, ambitionierte und talentierte Frauen denken, wenn Mann ihnen Aufträge gegen zwischenmenschliche Dankbarkeit anbietet.
Ist Sex letztlich der heimliche Initiationsritus bzw. der Persilschein zum Mitspielen? Nach dem Motto, bin ich drin, bist du drin. Darf Mann und Frau erst mitspielen, wenn Mann oder Frau mit dem Chef zum Wedeln in die Sauna fährt. Golf ist out. Heute löst man ein Ticket im Wellnessclub.
Engagement als Makel?!
Unternehmerisch ambitionierte Männer sind am Datingmarkt der Renner. Frauen, die merkantile Ziele verfolgen sind weder Renner noch Penner. Ihr Engagement wird bestenfalls ausgeblendet, im schlechtesten Fall macht Mann sich darüber lächerlich und wird geschmacklos. Männern verstecken ihre Inkompetenz gern hinter Chauvinismus. Deshalb gibt es ja auch so viel Chauvinismus, im Beruf, im Geschäft und im Privatleben.
Unternehmerisch und persönlich engagierte Frauen ernten kein Lob oder Wohlwollen, sondern Demotivation auf den Punkt. Demotivation auf den Punkt erhält Frau von Männern mit 180 IQ im Maßanzug wie von jenen um 80 IQ mit der Kaufhaus-Uhr. Beide definieren ihren Selbstwert lediglich über äußeren Reichtum. Über die 600 Turbo-PS, ihre chronische Omnipotenz und ihr gewaltiges Netzwerk.
Mit Stolz geschwellter Brust verkünden sie, dass sie den Deal an Land gezogen haben, weil sie ihren Kunden die teuersten Frauen der Stadt gezeigt haben. Als Nachweis ihrer Kompetenz führen Sie an, dass sie unter seelisch unmenschlichsten Bedingungen auf die Begleitung des Top-Kunden geklettert sind. Freilich, das arme Ding auch, er konnte gar nicht anders, die Frau hat ihn schließlich dazu gezwungen.
Was soll Frau von Männern denken, die den Unterschied zwischen einem Museum und einer Galerie nicht kennen, die weder deutsche noch Fremdwörter in den richtigen Kontext setzen können. So stellt Frau fest, dass Bildung und alchemistische Performance sich diametral gegenüberstehen. Macht Schule etwa doch dumm?
Was soll Frau von Söhnen denken, die sich lediglich ins gemachte Netz zu setzen brauchen und uns mit ihren Luxusproblemen belästigen? Von Beruf Söhne sind gelangweilt, von der Welt, ihrer Verantwortung als Geschäftsführer des Familienbetriebs, ihrer Frau, den Wiesen und Äckern, dem Holz, ihren Hobbies und am meisten von sich selbst. Für infantile Luxusprobleme hat Frau weder Zeit noch Verständnis, denn sie hat schon ein stressiges Unternehmen und kann keine stressige Gesellschaft brauchen.
Wenn also weder IQ, noch Einkommen oder Vermögen oder gar Alter, Auskunft geben können über die menschliche Integrität, woran soll Frau sich dann orientieren? Wie wäre ein Algorithmus zu beschreiben, der das passende Pendent findet?
Männer langweilen uns mit ihren endlosen, selbstherrlichen Monologen und ihrem Potenzgeprotze, statt uns nach unserer Befindlichkeit zu fragen. Therapeuten bekommen 300 Euro die Stunde fürs Zuhören. Frauen in den Dreißigern sind Männer im entsprechenden Alter zu anstrengend. Männer zwischen 30 und 50 wollen sich ständig und allen etwas beweisen, ihrem Chef, ihrer Karriere, ihrem Nachbarn, ihren Kollegen, der ganzen Welt und vor allem sich selbst. Beziehungen zu Frauen behandeln sie wie eines ihrer Vertriebsprojekte für das sie Provision erhalten.
Gesucht: Alte Schule?
Von wem erhalten Frauen noch Komplimente, dass sie heute gut aussehen oder gar einen gekonnten Handkuss, ohne dass man gleich heiraten muss? Gibt es noch eine alte Schule, die die Grundlagen von Höflichkeit und Anstand kennt und anzuwenden weiß? Wo findet Frau einen entspannten, zuvorkommenden Mann, der seine Karriere schon erfolgreich hinter sich gebracht hat und der verstanden hat, worum es im Leben geht. Nämlich, dass man nur noch die Dinge tut, die wirklich Spaß machen.
Was sind das für Zeiten in denen die Beziehungsqualität zwischen Männern und Frauen über Geld und Sex definiert wird? Es sind sehr traurige Zeiten für die Liebe!
Über Autorin & Werk
„Weiblich, akademisch, selbständig“ ist ein Artikel über Trophy-Frauen am Arsch der Welt von Carmen Blom und ist im Rahmen des Schreibwettbewerbs der WIENERIN auf ihren Online-Seiten typischich.at, im Juli 2014 erschienen.